VON DER IDEE ZUM HANDELN

Menschenverstand - mehr Argumente statt meinungen

«Gesunder Menschenverstand» lässt sich als die natürliche Urteilskraft betrachten, um verschiedenartige Aspekte der Lebenswirklichkeit handlungsleitend zu verknüpfen. Dabei verschmelzen Erfahrungen und Erwartungen mit den Wahrnehmungen und Empfindungen eines Geschehens zu einer Beurteilung der momentanen Stimmigkeit (angenehm vs. unangenehm) und Passung (bekannt vs. fremd). Im Gegensatz zu Emotion, Intuition und zu anderen inneren Regungen, äussert sich der «gesunder Menschenverstand» als persönlicher Antrieb und unerschöpfliche Ressource der Meinungsbildung und einer Orientierung zwischen Selbstschutz und Kreativität. Der gesunde Menschenverstand hilft, um aus unterschiedlichen Wahrnehmungen, Meinungen und Absichten (möglichst) stimmige, passende und überzeugende Argumente zu konstruieren bzw. um eine Abfolge von Aussagen und  Meinungs-/ Äusserungen in einem bestimmten Gesamtzusammenhang zu beurteilen.

 

Ein Ergebnis des Wirkens von «gesundem Menschenverstand» zeigen sich primär als persönliche Überzeugung. Situativ bezeugen  Eigenständigkeit, Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit oder eine Bereitschaft zur Verständigung oder Verhandlung mit anderen Akteuren die Evidenz eines unmittelbaren und bedingungslosen Urteilsvermögens. Dennoch können sich Überzeugungen, Einschätzungen oder Meinungen später auch als Vorurteil, Lüge, Manipulation oder als eine Spielart des Bullshit-Bingo erweisen. Besonders in VUCA-geprägten Lebenswelten, in Krisen oder Konflikten fehlen daher dauernd vertrauenswürdige Informationen für durchdachte Lösungen und überschaubare Reaktionen. Der gesunde Menschenverstand empfiehlt sich bei achtsamer Nutzung als ein subtiler und rigoroser Lenker des eigenen Geschicks im wechselhaften Zusammenspiel mit unterschiedlichen Akteuren. 

 

Zielorientierte Gemeinschaften und eine Verknüpfung von verschiedenen Erfahrungen, Expertisen und Prognosen helfen, neuartige, komplexe oder gar paradoxe Sachverhalte bestmöglich zu klären und sicher genug zu beurteilen. Mehr als Überzeugungen, Meinungen oder Lösungsvorschläge bilden robuste Organisationen und belastbare, soziale Netzwerke eine tragfähige Grundlage für koordinierte Aktionen, für notwendige Erkundungen und bewusste Wagnisse. Erst eine Verständigung über den Bedarf einer Zusammenarbeit klärt den Kontext, die Handlungsspielräume einzelner Akteure und die Beurteilungskriterien für die Relevanz von Informationen. Um trotz Ungewissheit selbstorganisiert zu handeln, sind die Menschen seit jeher auf eigene Lebens- und Rollenerfahrungen, auf besondere Fähigkeiten und verlässliche Partnerschaften angewiesen. 

 

Eine Orientierung mit gesundem Menschenverstand und erfahrungsgeleitete Argumentationen stehen letztlich gleichwertig neben einer Evidenz von Fakten, Überzeugungen oder Interessen, neben vernünftigen Ergebnissen analytischen Denkens und gesicherten Erkenntnissen wissenschaftlicher Disziplinen. Diese Pluripotenz des Denkens und Argumentierens sollte in Führungs- Organisations- und Weiterbildungsbereichen wieder vermehrt berücksichtig und gefördert werden. Denn allein schon der Besitz von «gesundem Menschenverstand» gebietet zu überdenken, wie dieses «Perpetuum mobile verteilter Urteilskraft» kompetent und zielsicher in eine ungewisse Zukunft zu lenken ist.

 

Fazit: Ein radikaler und rigoroser Paradigmenwechsel von (Lehr-) Meinungen hin zur lebendigen Vielfalt erfahrungsgeleiteter Praktiken und nachvollziehbarer Verfahren vereinfacht eine rasche und unmittelbare Verständigung zwischen den Menschen. 

 

Begriffsklärungen:

Gesunder Menschenverstand: Der gesunde Menschenverstand lässt sich als eine Form natürlicher Urteilskraft betrachten. Da er auf Basis von Begriffen urteilt und  Überzeugungen (situatives Vor-Verständnis, Vor-Urteil, Meinung) generiert, handelt es sich bei ihm jedoch weder um eine Emotion noch um Intuition. 

Verwendete Quelle: Wikipedia (2021). Stichwort: “Gesunder Menschenverstand https://de.wikipedia.org/wiki/Gesunder_Menschenverstand (2021-02-18) 

Perpetuum mobile: Mit dem Begriff Perpetuum mobile (lat. ‚sich ständig Bewegendes‘) wird im vorliegenden Zusammenhang die Vorstellung eines natürlichen, inneren Antriebes jedes mündigen Menschen zur (realitätsbezogenen, eigenständigen) Beurteilung von (inneren und äusseren) Aspekten der Lebenswirklichkeit bezeichnet. Diese Form innerer Regung wird aus der alltäglichen (Lebens-) Erfahrung gespiesen, funktioniert ohne methodische Umwege und wird nicht durch Lehrmeinungen oder die Vorurteile anderer Personen getrübt (gleichbedeutend mit autonom bzw. eigenständig denken).

Verwendete Quelle: Wikipedia (2021). Stichwort: “Perpetuum mobile https://de.wikipedia.org/wiki/Perpetuum_mobile (2021-02-18)  

Meinung: Unter einer Meinung oder Auffassung wird in der Erkenntnistheorie eine von Wissen und Glauben unterschiedene Form des Fürwahrhaltens verstanden, der sowohl subjektiv als auch objektiv eine hinreichende Begründung fehlt.

Verwendete Quelle: Wikipedia (2021). Stichwort: “Meinung https://de.wikipedia.org/wiki/Meinung (2021-02-18)

Argument: Ein Argument wird typischerweise dazu verwendet, etwas zu erklären, zu begründen oder jemanden zu überzeugen. In Sprachwissenschaft und Philosophie versteht man unter einem Argument eine Abfolge von Aussagen (Überzeugungen, Meinungen, Prognosen etc.), die aus (möglicherweise mehreren) Prämissen und einer Konklusion besteht. Die Verknüpfung unterschiedlicher Aussagen oder eine Änderung in der Abfolge erzeugt bzw. verändert den Sinn oder die Bedeutung der einzelnen Aussagen im Gesamtzusammenhang bzw. den Wahrheitsgehalt der Äusserung als Ganzes. 

Verwendete Quelle: Wikipedia (2021). Stichwort: “Argument https://de.wikipedia.org/wiki/Argument (2021-02-18) 

Pluripotenz: Von "Pluripotenz" (ursprünglich in der Biologie: Stammzellen) spricht man, wenn ein System eine Eigenschaft hat, die es ihm prinzipiell ermöglicht, verschiedenartige (andere) Eigenschaften auszudifferenzieren.

Verwendete Quelle: Wikipedia (2021). Stichwort: “Pluripotenz https://de.wikipedia.org/wiki/Pluripotenz (2021-02-18)

Bullshit: Bullshit ist definiert als eine Äußerung oder Behauptung ohne Beachtung des Wahrheitsgehaltes, und unterscheidet sich von der Lüge dadurch, dass eine Lüge immerhin einen Bezug zur Wahrheit hat, die bewusst verdreht oder verdeckt wird.

Verwendete Literatur: Stangl, W. (2021). Stichwort: «Bullshit». Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
https://lexikon.stangl.eu/16905/bullshit/ (2021-01-13)

Bullshit-Bingo: Buzzword-Bingo, in der späteren Verbreitung auch Bullshit-Bingo und Besprechungs-Bingo genannt, ist eine humoristische Variante des Bingo-Spiels, die die oft inhaltslose Verwendung zahlreicher Schlagwörter in Vorträgen, Präsentationen oder Besprechungen persifliert.

Verwendete Quelle: Wikipedia (2021). Stichwort: “Bullshit-Bingo” https://de.wikipedia.org/wiki/Buzzword-Bingo / (2021-01-13)